Oberbach/Münnerstadt. Von wegen, Wandern ist nichts für junge Leute. Es hat wahnsinnig Spaß gemacht, sagen 15 Abiturienten und fügen hinzu: Wir würden es wieder tun. „Wegen der tollen Aussicht und der abwechslungsreichen Landschaft“, erklärt Sophie Süssner. Sie und ihre Mitschüler sind zwischen 17 und 19 Jahre alt und stehen in der Pausenhalle des Johann-Philip-Schönborn-Gymnasiums Münnerstadt. Soeben hat Thorn Plöger, der Geschäftsführer der Rhön GmbH, jedem das Deutsche Wanderabzeichen in Bronze überreicht. „Es ist neben dem deutschen Sportabzeichen die höchste Sport-Auszeichnung, die man erhalten kann, ohne an einer Meisterschaft teilgenommen zu haben“, erklärt der ausgebildete Wanderführer. So mancher Schüler ist von dieser Information überrascht. Schließlich hält nicht jeder das Wandern für Sport. Dabei müssten sie es aber besser wissen.
200 Kilometer haben die Abiturienten im vergangenen Jahr zurückgelegt und dabei den „Hochrhöner“ erwandert. Normalerweise steht das nicht im Bildungsplan der bayerischen Gymnasien. Doch das Projekt-Seminar, das Schüler in der elften Klasse absolvieren, bietet ausreichend Spielraum. „Ich wandere gerne, bin in den Ferien oft in den Alpen unterwegs. Ich wollte etwas Aktives mit den Schülern machen“, erklärt Lehrerin Verena Ferrari, wie sie auf die außergewöhnliche Idee kam, mal ein Wanderprojekt auszuprobieren. Schulleiter Joachim Schwigon zeigte sich begeistert. „Die Schönheit der hiesigen Landschaft kann man den Schülern schon beibringen“, erklärt er, weshalb er zustimmte. Schließlich einigten sich die Pädagogen auf den Premiumwanderweg „Hochrhöner“ als Wanderstrecke. „Der liegt ja quasi vor unserer Haustür“, so der Schulleiter. Die Idee kam an. Insgesamt 15 Schüler meldeten sich und planten die Wanderung. „Normalerweise sind für das P-Seminar zwei Tage vorgesehen“, erzählt Schwigon. Doch die Wanderer bekamen vier Tage frei. „Weil ihr mich überzeugt und auch viel organisiert habt“, sagt er zu seinen Schülern. Immerhin „opferten“ sie für die Tour ihr Wochenende und holten den verpassten Unterrichtsstoff der zwei Zusatztage selbstständig nach.
Mit Lehrerin Verena Ferrari war die Gruppe insgesamt sechs Tage unterwegs - ausgerüstet mit Rucksack und Wanderschuhen. Mehr braucht man wirklich nicht, sind sich die jungen Leute einig. Übernachtet haben sie in Jugendherbergen und Hotels. Das Geld dafür haben sie vor Reiseantritt über fünf Sponsoren gewonnen. So kam auch der Kontakt mit der Rhön GmbH zustande, die das Vorhaben mit einer stattlichen Summe unterstützte. „Es ist doch wichtig, unsere Wanderwege mit jungen Leuten zu beleben“, so Thorn Plöger. Etwa 20 Kilometer haben die Münnerstädter samt Lehrerin täglich zurückgelegt, sind vom Schwarzen Moor über Oberbernhards, Gotthardts, Tann und Dermbach bis Bernshausen gegangen. Für einige war das eine ganz neue Erfahrung. „Mit der Zeit hat man sich aber an das Laufen gewöhnt. Zum Schluss hätten wir noch weitermachen können“, schildert Schülerin Emilia Mack ihre Eindrücke. Mit Lebensmitteln haben sich die jungen Wanderer selbst versorgt. „Wir haben Lunchpakete bekommen oder waren im Supermarkt, wenn wir was brauchten“, erzählt Sophie Süssner, die sich auch um die Öffentlichkeitsarbeit der Schülergruppe gekümmert hat. „Ihr habt uns immer auf dem Laufenden gehalten und ganz tolle Fotos gemacht.“, lobt Thorn Plöger die Kommunikation der jungen Leute. Ganz besonders habe ihm der andere Blickwinkel gefallen.
Zum Abschluss wollte Plöger von der Schülern wissen, wie denn der Handyempfang während der Wanderung war – gut oder eher schlecht. Die jungen Leute antworten mit Achselzucken und fragenden Blicken. „Unsere Handys? Die haben wir gar nicht gebraucht“, erklärt schließlich Jean-Luc Schmittutz. Die Gruppe habe doch eine Wanderkarte gehabt – und jede Menge Spaß. „Weißt Du noch, als wir und am See verlaufen haben“, sagt er zu Sophie Süssner. Die fängt das Lachen an. „Ja, wir sind einmal um ihn herum gelaufen. Das war zwar cool, aber umsonst.“ (März 2018)