Rhöner Mythen und Märchen erwandern

Rhön, März 2016

Wer sich auf das Land der offenen Fernen einlässt, taucht ein ins Reich der Mythen und Märchen. Wo sonst schweben Moorjungfrauen über gespenstische Moorlandschaften und streift der Rhönräuber durch alte Eibenwälder?

Rotes Moor (13)Nachts sollen sich die Moorjungfrauen als Lichterscheinungen im Roten Moor zeigen, auf der Suche nach dem legendären Dorf Poppenrode, das hier einst versunken sein soll. Begibt man sich nachts auf den Parkplatz am Schwarzen Moor, wird man wahrscheinlich eher den atemberaubenden Sternenhimmel sehen als die Moorjungfrauen. Der Parkplatz ist einer der ausgewiesenen Beobachtungspunkte des Sternenparks Rhön.

Aber auch tags lohnt ein Besuch der Rhöner Hochmoore. Bohlenpfade führen durch die außergewöhnliche Landschaft mit ihren Moorteichen und Karpatenbirken, den Lebensraum des in Deutschland selten gewordenen Birkhuhns. Direkt ins Naturschutzgebiet Rotes Moor führt die Extratour Rotes Moorexterner Link, ein sehr gut beschilderter Wanderweg. Infotafeln geben unterwegs einen Überblick über die Geschichte des Moors.

Von mythischen Riesen und keltischen Wällen

Auf der Extratour Milseburg wandert man auf mythischen Pfaden. Die Tour führt rund um den Berg Milseburg, der oftmals als schönster Berg der Rhön bezeichnet wird. Unter seinem Gipfel aus Basaltblöcken soll der Riese Mils begraben sein. Er behinderte einst die ersten Missionare in der Rhön. Bestürmt vom heiligen Gangolf und seinen Glaubensboten stürzte sich der Riese schließlich selbst in den Tod. Der Teufel, dem er sich verschrieben hatte, warf dann das Riesengrab über ihm auf, das wir heute als Milseburg kennen. Auf der Milseburg thronen heute die Gangolfskappelle und die Kreuzigungsgruppe aus dem 18. Jahrhundert. Unterhalb liegt die Milseburghütte, in der man sich nach dem anstrengenden Aufstieg stärken kann.

Auch den alten Kelten begegnet man auf der Milseburg. Sie siedelten im ersten Jahrtausend vor Christus in einer stadtähnlichen Anlage an den Berghängen. Rekonstruktionen ihres Ringwalls aus der Eisenzeit und Infotafeln geben einen Eindruck, wie die Menschen damals lebten.

Mehr über die Rhöner Eisenzeit erfährt man in Sünna, im historisch nachempfundenen Keltendorfexterner Link. Vorführungen alter Handwerkstechniken, wie der Seilerei oder der Schmuckherstellung, vermitteln ein lebendiges Bild. Vom Keltendorf aus führt die Extratour Keltenpfad über den Öchsenberg, der wie die Milseburg von Kelten besiedelt wurde. Und weil das Keltendorf dieses Jahr seinen zehnten Geburtstag feiert, gibt es am 25. Juni ab 10 Uhr eine von einem „Kelten“ geführte Wanderung. Über den Keltenpfad geht es zu einer abschließenden Führung durchs Keltendorf. Das Dorf selbst feiert mit einem großen Keltenfest und historischen Markt.

Wo der Rhöner Robin Hood Zuflucht fand

Auf den Geist einer anderen Vergangenheit trifft man in den Wäldern rund um Dermbach und Glattbach, durch die der Premiumweg DER HOCH-RHÖNER® führt. Hier trieb im 18. Jahrhundert der Rhöner Robin Hood, der Rhönpaulus, sein Unwesen. Er lebte von Wilddieberei und Raub. Dabei soll er die Bedürftigen verschont haben. Der Räuber steht heute als Holzfigur auf dem Dorfplatz im Dermbacher Ortsteil Glattbach. Bei Glattbach, am Westhang des Neubergs, liegt auch der Ibengarten, einer der ältesten und größten Eibenwälder in Deutschland. Die Bäume sind teilweise über 800 Jahre alt. Von Dermbach oder Glattbach aus kann man auf dem Erlebnisweg Rhönpaulus-Wald Ibengartenexterner Link zur Höhle des Rhönpaulus wandern. Den Weg säumen Holzskulpturen von Rhöner Holzbildhauern.

Frau Holle und die sieben Geißlein

Märchenhaft wird’s im Märchenwald Sambachshofexterner Link bei Bad Königshofen. Durch den familiären Freizeitpark führen barrierefreie Rundwege zu Märchendarstellungen der Gebrüder Grimm. In liebevoll gestalteten Hütten können kleine und große Märchenfans Szenen aus Märchen wie Frau Holle oder Die Sieben Geißlein sehen. Verlockend sind außerdem die Trampoline und Fahrgeschäfte.

Märchendarstellungen von den Gebrüdern Grimm, aber auch von Bechstein und Andersen, gibt es auch in der Sandstein- und Märchenhöhle in Walldorfexterner Link. Das unterirdische Labyrinth ist ein Schaubergwerk auf 65.000 Quadratmetern. Die Höhle entstand durch Menschenhand – beim Abbau des feinkörnigen Sands, den man als Streu oder Scheuersand verwendete. Eine Ausstellung in der Höhle zeigt das Leben der Sandmacherfamilien. Die Märchendarstellungen machen den Besuch untertage auch für die Kleinen zum Erlebnis.

 

 

4.421 Zeichen