Ein Ferienhaus mit ganz viel Herz

Mehr als ein Vierteljahrhundert stand das alte Bauernhaus mitten im Rhöndorf Stetten leer. In nur zwei Jahren haben es Carmen und Thomas Kleyensteiber saniert und umgebaut, ihr Ferienhaus „Altes Grabenhöfchen“ mit viel Herzblut zum Leben erweckt. Entstanden ist ein wirklich einmaliges Urlaubsdomizil.

 

Sie sind klein und rot. Verstecken sich im Gebälk. Fallen erst beim näheren Hinschauen auf. Sie stehen wie kein anderes Symbol für Außenansichtdieses Haus. Sind seit der ersten Stunde da. Mal zeigen sie sich als Quartett, dann wieder zieren sie als Single eine Ecke der Fachwerkfassade. 1623 hat sie ein Zimmermann in die Balken geritzt. Vielleicht war er verliebt. Mit der Zeit wurden sie unsichtbar, schienen ein Stück weit verloren. Doch nun, knapp 400 Jahre später, sind sie wieder da! Gerettet! Leuchten kräftiger als je zuvor. Die kleinen Herzen im Holz. Unzählige Exemplare sind mittlerweile dazugekommen: als Muster in der Gardine, als Deko im Garten, als Spiegel im Treppenhaus. Selbst das Toilettenpapier ist voll davon. Herzen sind hier wirklich Trumpf. Und das nicht ohne Grund. „Es war uns eine Herzensangelegenheit, dieses Haus zu renovieren“, sagt Carmen Kleyensteiber voller Stolz.

 

Zwei Jahre haben sie und ihr Mann Thomas jede freie Minute damit verbracht, das Ferienhaus „Altes Grabenhöfchen“ in Stetten/Rhön aufzubauen. Sie haben Wände eingerissen, alten Lehmputz und Beton aus den Holzbalken gekratzt, Bäder gefliest, Fußböden verlegt, ein Fundament angelegt und, und, Altes Grabenhöfchenund. Entstanden ist ein 130 Quadratmeter großes, luxuriöses Feriendomizil für vier Personen - mit jeder Menge Platz im Haus und drum herum. „Wir haben alles, was ging, selbst gemacht“, erklärt die 44-Jährige beim Rundgang. Dabei sind weder sie noch ihr Mann Handwerker von Beruf - Thomas Kleyensteiber ist Gärtner, seine Frau arbeitet als Verwaltungsangestellte. Aber ihre Lust am Werkeln, am Ausprobieren, am Etwas schaffen war größer. „Und wenn wir mal nicht weiterwussten, haben wir bei Fachleuten und bei der Denkmalpflege um Rat gefragt“, gibt sie offen zu. So etwa bei der Farbgestaltung des Hauses. „Ich hatte anfangs die Befürchtung, dass wir alles in Brauntönen gestalten müssen“, verrät Carmen Kleyensteiber. Doch ihre Recherche zum Ostheimer Rathaus sorgte schnell für Abhilfe. „Ich habe gewusst, dass es ungefähr zur selben Zeit errichtet wurde wie das Haus in Stetten“, sagt sie. Dann stellte sich heraus, dass im Fränkischen die Fassaden-Holzbalken im späten Mittelalter oftmals in den Farben schwarz oder dunkelgrau gestrichen wurden. Sehr zur Freude der Familie, die daraufhin anthrazit, weiß und sand als Grundfarben für ihr Ferienhaus festlegte. Eine wirklich gute Wahl, die sich geschmackvoll durch die hellen, freundlichen und modern gestalteten Räume zieht, so auch in der Küche.

Sitzecke

 

Carmen Kleyensteiber holt hier ein Glas aus dem Schrank und drückt auf den Knopf der Kaffeemaschine. Ein Latte Macchiato wird gewünscht. Das Mahlwerk knirscht. Die Milch wird eingesaugt und wieder ausgespuckt. Das Glas füllt sich. Die Küche auch – mit dem einladenden Duft nach frisch gebrühtem Kaffee. Sie ist das Herzstück in dem gemütlichen Ferienhaus, lädt mit einem großen Tisch und einer Sitzbank zum Verweilen ein - oder zum Kartenspielen, zum Klönen, zum gemeinsamen Kochen… Ihre Ausstattung lässt nichts vermissen. Die Spülmaschine, die Töpfe und Pfannen, das Geschirr in Bayerisch Blau, ja selbst die Teebeutel in der großen Schublade scheinen wie das Gebäude nur darauf zu warten, endlich gebraucht zu werden.

 

Rund 26 Jahre stand das alte Bauernhaus in Stetten leer. „Wir haben es auf der Denkmalseite des Landkreises Rhön-Grabfeld entdeckt und uns schon beim ersten Besichtigungstermin verliebt“, erinnert sich Carmen Kleyensteiber. Das war 2016, damals suchte Tochter Pia eine Immobilie als Spardose. „Sie wollte unbedingt etwas in der Rhön“, erzählt ihre Mutter. Anfangs war die Familie noch skeptisch. „Wir wussten ja nicht, was uns erwartet.“ Doch ein Gutachten brachte schnell die Gewissheit: Das knapp 400 Jahre alte Gebäude ist in einem ordentlichen Zustand, hat dank seiner vielen Eichenbalken eine gute Bausubstanz. Im Sommer 2016 unterschrieb Pia Kleyensteiber den Kaufvertrag und ihre Eltern sagten zu, das alte Häuschen in ihrem Auftrag zu renovieren. „Wir würden es wieder tun“, verrät Carmen Kleyensteiber heute – ungeachtet der vielen BadArbeit, die sie in den vergangenen Monaten in die Sanierung gesteckt haben. Schließlich haben sie es für ihre Tochter getan, die irgendwann einmal in dem Haus wohnen möchte. Momentan lebt sie aus beruflichen Gründen im Südwesten Deutschlands. Bis dahin macht das „Alte Grabenhöfchen“ als Ferienhaus Menschen glücklich.

 

„Stetten ist ein idealer Urlaubsort“, weiß Carmen Kleyensteiber,  „es ist ruhig gelegen und hat viel Natur drum herum.“ In nur zwei Kilometern ist man in der Hochrhön. Man kann von hier wunderbare Ausflüge unternehmen, sowohl zu Fuß als auch mit dem Rad. Und wer schmutzig und verschwitzt von seiner Tour zurückkommt, der muss nicht gleich das Ferienhaus betreten, sondern kann zur sogenannten Schmutzküche hinein. Diese ist als Schmutzschleuse im Nebengebäude untergebracht, das die Familie extra für diesen Zweck hat stehen lassen. Heute ist die Schmutzküche tipp-topp saniert und ganz praktisch mit Waschmaschine und Wäschetrockner ausgestattet. Und, ein großer alter Bauernschrank steht auch darin. Er ist wie viele andere Dinge im Haus ein Zeuge der Vergangenheit. „Wir haben viele Sachen, die wir hier gefunden haben, restauriert und bei der Gestaltung wieder verwendet. Das war uns wichtig“, erklärt Carmen Kleyensteiber und nennt als Beispiele einen alten Gartenzwerg draußen im Beet oder die alte Nähmaschine im Treppenhaus. „Sie ist von 1901. Das weiß ich, weil ich von ihr sogar den Garantieschein gefunden habe.“ Ein ganz besonderer Hingucker ist die alte Werkbank mit ihren zahlreichen Kerben und Schrammen. Sie steht im Bad und dient heute als Waschtisch.

Innenansicht

 

Es sind die vielen kleinen und großen Details, die das Ferienhaus „Altes Grabenhöfchen“ so besonders machen. Dessen ist sich Carmen Kleyensteiber bewusst. Dass sie damit aber auf Anhieb fünf Sterne bei der Zertifizierung durch den Deutschen Tourismusverband (DTV) erreicht, war dann doch eine echte Überraschung für die Mittvierzigerin und ihre Familie. „Außerdem hat das Alte Grabenhöfchen die höchste Punktzahl bekommen, die jemals bei einer Zertifizierung in der Rhön vergeben wurde“, betont Sabine Derleth-Streith. Sie nimmt als Mitarbeiterin der Rhön GmbH die Bewertungen im Auftrag des DTV vor und überbringt am 26. Februar 2019 schließlich auch die Auszeichnungsplakette. Diese findet prompt ihren Platz draußen am Tor, damit es jeder sehen kann: Hier wartet ein Fünf-Sterne-Domizil auf seine Gäste.

 

Heute sollten eigentlich die nächsten kommen. Doch die haben kurzfristig abgesagt. „Deshalb fahre ich jetzt nach Hause und packe unsere Koffer“, verrät Carmen Kleyensteiber. Sie hat ein paar Tage frei und wird mit ihrem Mann Urlaub machen. Nicht in Kitzbühel, nicht auf Malle, sondern im Ferienhaus „Altes Grabenhöfchen“ in Stetten in der Rhön. „Das haben wir schon lange einmal vorgehabt“, fügt sie hinzu und kann ihre Vorfreude kaum verbergen. „Denn hier steckt unser Herzblut drin.“

 

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Informationen:

 

Altes Grabenhöfchen

Familie Kleyensteiber,

Am Alten Graben 3

97647 Sondheim/Stetten

 

Telefon: 09777 358 749

Email: altesgrabenhoefchen@gmx.de

Internet: www.altes-grabenhoefchen.externer Linkcomexterner Link